1.9.2017, 14 Uhr
Die Akademie der Künste trauert um Egon Günther
Nach langer schwerer Krankheit ist im Alter von 90 Jahren am 31. August 2017 in Potsdam Egon Günther, Romancier und einer der großen Filmregisseure der DDR, verstorben.
Egon Günther stammte aus Schneeberg im Erzgebirge. Nach einer Schlosserlehre wurde er 1944 zum Kriegsdienst eingezogen. Nach kurzer Kriegsgefangenschaft arbeitete er als Neulehrer und studierte schließlich in Leipzig Germanistik, Philosophie und Pädagogik. Es folgte eine Zeit als Verlagslektor und Lehrer, erste Erzählungen und Romane erschienen, bis er 1961 als Regisseur und Szenarist im DEFA-Studio in Babelsberg seine eigentliche Berufung fand.
Bekannt wurde er durch Literaturverfilmungen wie Die Leiden des jungen Werther (1976) und Lotte in Weimar (1974). Arbeiten wie Der Dritte (1972) und Die Schlüssel (1974) bestechen durch ihre leichte und impressionistische Erzählweise. Immer befand er sich in der Auseinandersetzung mit Zensurauflagen. Wenn Du groß bist, lieber Adam (1965) wurde verboten und erst 1990 aufgeführt. Ende der 1970er Jahre verließ er die DDR und arbeitete fortan im Westen, insbesondere fürs Fernsehen. 1992 kehrte er nach Potsdam zurück, nun als Professor an der Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“. Von den Filmen, die in den folgenden Jahren entstanden, sei Die Braut (1999) genannt. Mitglied der Akademie der Künste (Sektion Film- und Medienkunst) wurde Egon Günther 1997.
Sein Freund und Kollege, der Autor Wolfgang Kohlhaase, schreibt über ihn: „Egon Günther, das war ein besonderer Rang im deutschen Kino. Im Lärm der Politik, der Moden und der Geschäfte sind seine virtuosen Filme genaue, erhellende Bilder aus deutscher Geschichte, in der es zuletzt zwei Kriege gab und hinterher zwei Staaten. Er stammte aus dem Erzgebirge und hat den Beruf des Regisseurs im Osten gelernt, bei der DEFA. Er legte Wert darauf, das zu erwähnen, ohne das Missvergnügen zu verschweigen, in das man geraten konnte. Davon trug er seinen Teil. Er war ein weltoffener Erzähler, befreundet und bewaffnet mit Ironie und Poesie. Er liebte Schauspieler und auch die Dichter, wenn er sie verfilmt hat.“
Die Akademie der Künste trauert um ihr Mitglied Egon Günther.
Jeanine Meerapfel
Präsidentin der Akademie der Künste