22.1.2021, 11 Uhr
Annett Gröschner erhält den Großen Kunstpreis Berlin 2021
Akademie der Künste vergibt Kunstpreis Berlin – Jubiläumsstiftung 1848/1948
Die Schriftstellerin und Journalistin Annett Gröschner ist Preisträgerin des Großen Kunstpreises Berlin 2021. Die Akademie der Künste vergibt den mit 15.000 Euro dotierten Preis im Turnus ihrer sechs Sektionen im Auftrag des Landes Berlin. Bei der Vergabe durch die Sektion Literatur wird der Kunstpreis auch als „Fontane-Preis“ bezeichnet. Die Jury bilden die Akademie-Mitglieder Ulrich Peltzer und Monika Rinck gemeinsam mit der Literaturkritikerin Wiebke Porombka. In welcher Form die diesjährige Preisverleihung am 18. März stattfindet, wird zu einem späteren Zeitpunkt bekannt gegeben.
„Ob es Berliner Wasserstraßen sind oder die Berliner Frauenbewegung in Ost und West, ob es um Berlin zu Zeiten der Cholera und Hegels Todesumstände geht, um die Linie IV oder Kleingartenkolonie Parzelle Paradies – Annett Gröschner ist eine unermüdliche Chronistin der Stadt, ihrer Geschichte, ihrer Veränderung und natürlich ihrer Bewohner:innen. Sie ist Flaneurin und wandelndes Stadtarchiv gleichermaßen und verbindet in ihren Texten literarische, soziologische und historische Herangehensweisen. Es handelt sich um dichte Beschreibung im besten Sinne. Ihr literarischer Blick hat eine menschenfreundliche Schärfe, der die Stadt und alles, was sich in ihr bewegt, klarer, komplizierter und kontrastreicher herausstellt,“ schreibt Monika Rinck in der Begründung der Jury.
Neben dem Großen Kunstpreis Berlin werden am 18. März auch die sechs Kunstpreise Berlin in Höhe von jeweils 5.000 Euro verliehen. Die Preise gehen an den indischen Konzept-Künstler Sajan Mani (Sektion Bildende Kunst), an das Architekturbüro HARQUITECTES in Barcelona (Sektion Baukunst), an die slowenische Komponistin und Musikerin Petra Strahovnik (Sektion Musik), an die deutsche Schriftstellerin Lea Schneider (Sektion Literatur), an die Schweizer Schauspielerin Gina Haller (Sektion Darstellende Kunst) sowie an die deutsche Multimedia-Künstlerin Susann Maria Hempel (Sektion Film- und Medienkunst).
Der Kunstpreis Berlin – Jubiläumsstiftung 1848/1948 wurde 1948 in Erinnerung an die März-Revolution von 1848 vom Berliner Senat gestiftet. Seit 1971 wird er von der Akademie der Künste im Auftrag des Landes verliehen. Preisträger*innen des Großen Kunstpreises der letzten Jahre waren Younghi Pagh-Paan (2020), Renée Gailhoustet (2019) und Thomas Demand (2018).
Kurzbiografie Annett Gröschner
Annett Gröschner, 1964 in Magdeburg geboren, studierte Germanistik in Berlin und Paris und ist als Schriftstellerin, Journalistin, Dozentin und Performerin tätig. Sie lebt seit 1983 in Berlin. Von 2009 bis 2012 unterrichtete sie als Dozentin für besondere Aufgaben am Institut für literarisches Schreiben und Literaturwissenschaft an der Universität Hildesheim und von 2015 bis 2017 als Gastprofessorin für Kulturjournalismus an der Universität der Künste Berlin. Seit 1994 ist sie an zahlreichen Forschungs-, Buch- und Ausstellungsprojekten beteiligt, u. a. mit dem Fotografen Arwed Messmer. Zuletzt erschien von ihr Berliner Bürger*Stuben. Palimpseste und Geschichten (2020), in dem sich die Autorin den rasanten Veränderungen der Hauptstadt Berlin, dem Prenzlauer Berg sowie dem Brandenburger Umland widmet. Sie war Mitbegründerin und Redakteurin zahlreicher journalistischer Formate und von 1992 bis 1996 als Historikerin für das Prenzlauer Berg Museum tätig. Seit 2012 tritt Annett Gröschner zudem als Gastperformerin der Performancegruppe She She Pop auf.
Veröffentlichungen (Auswahl): Moskauer Eis (2000), Hier beginnt die Zukunft, hier steigen wir aus. Unterwegs in der Berliner Verkehrsgesellschaft (2002), Walpurgistag (2011), Mit der Linie 4 um die Welt (2012), Die Städtesammlerin. Mit der Linie 4 an die entlegensten Orte der Welt (2017), Berolinas zornige Töchter (2018), Berliner Bürger*stuben. Palimpseste und Geschichten (2020)
Buch- und Ausstellungsprojekte mit Arwed Messmer (Auswahl): Kontrakt 903. Erinnerung an eine strahlende Zukunft (2003), 2011 „Aus anderer Sicht. Die frühe Berliner Mauer“, 2012 „Fruchtstraße am 27. März 1952“, 2016 „Inventarisierung der Macht. Die Berliner Mauer aus anderer Sicht“
Auszeichnungen (Auswahl): 2012 Brandenburg-Lotto-Literaturpreis; Writer-in-residence in Helsinki, 2013 Stipendium der Deutschen Akademie Rom Casa Baldi in Olevano Romano, Italien, sowie Stipendium im Künstlerhaus Edenkoben, 2014 Writer-in-residence in Rotterdam, 2016 Shortlist Paris Photo-Aperture Foundation Photobook Award, Spezialpreis der Jury für „Inventarisierung der Macht“ (zusammen mit Arwed Messmer), 2017 Kunstpreis Berlin der Akademie der Künste Berlin in der Sparte Literatur