18.7.2023, 11 Uhr
Akademie der Künste trauert um Thomas Plenert (1951–2023)
Der Kameramann Thomas Plenert, Mitglied der Akademie der Künste seit 1997, ist am 15. Juli 2023 im Alter von 72 Jahren in Mecklenburg gestorben. Sein Œuvre allein fürs Kino umfasst an die hundert Dokumentar- und Spielfilme.
1951 in Nauen geboren, studierte er an den renommierten Filmhochschulen in Babelsberg und Łódź. Was sein Werk besonders auszeichnet, sind seine jahrzehntelangen Arbeitsbeziehungen: In Zusammenarbeit mit Jürgen Böttcher entstand das Triptychon Verwandlungen (1982), in seinem experimentellen Charakter ein Ausnahmefilm des DEFA-Studios. Mit Helke Misselwitz‘ Winter adé (1988) schuf er den Film, der den Aufbruch 1989 vorwegnahm, und mit Sibylle Schönemanns Verriegelte Zeit (1991) eines der ersten Werke, das die Aufarbeitung des Komplexes Staatssicherheit einläutete. Volker Koepps große Landschaftserkundungen fotografierte er immer auch als Geschichtsraum. Thomas Plenert erhielt zahlreiche Auszeichnungen wie den Deutschen Filmpreis für Kalte Heimat (1995), den Grimme-Preis (2006) und den DEFA-Preis zur Förderung der deutschen Filmkunst (2008).
Seine langjährigen Wegbegleiter Helke Misselwitz, stellvertetene Direktorin der Sektion Film- und Medienkunst und Akademie-Mitglied Volker Koepp erinnern an Thomas Plenert:
„Kein anderer konnte Menschen, Landschaften und Meere mit solcher Zärtlichkeit in der Bewegung ablichten, wie unser Freund Thomas Plenert. Ein großer Kameramann. Nun ist er uns vorausgegangen, unerwartet. Er hat Grüße geschrieben, Vorschläge gemacht für neue Arbeiten, keine vier Wochen ist es her… ‚Neugierig bleiben und reagieren‘, das sind die beiden Fähigkeiten, die Thomas selbst als die wichtigsten seines Berufes bezeichnet hat. Neben dem Wissen, in welchem Licht man Menschen, Landschaften oder Räume fotografiert, wann man in die Bewegung geht und wann es besser ist, bei der Sache zu bleiben, wusste er, dass die Beziehung zwischen Kamera und Regie für die fotografische Stimmung am Ort des Geschehens wesentlich ist. Wenn es zwischen den beiden stimmte, wurde es produktiv, entstand Bleibendes. Für die Filmkunst und fürs Leben. Das haben wir beide erfahren dürfen. Tommy hat den Mond zwischen New York, Marzahn, Czernowitz und Tbilissi nicht nur leuchten gesehen und gedreht, sondern vor allem in seinem fotografischen Gedächtnis gespeichert. Sein Gedächtnis schien unendlich aufnahmefähig. Wenn ein lebendiger Impuls darauf traf, holte er Bilder daraus hervor, die einen bezaubern und das Gefühl vermitteln, dass man nicht allein auf der Welt ist und dass nichts vergessen wird.“
Die Akademie der Künste trauert um ihr Mitglied.
Jeanine Meerapfel
Präsidentin der Akademie der Künste