13.9.2006
Walter Benjamins Archive – Bilder, Texte und Zeichen
Pressebesichtigung der Ausstellung
Eine Ausstellung des Walter Benjamin Archivs in der Akademie der Künste
am Freitag, 29. September, 11 Uhr, Akademie der Künste, 10117 Berlin, Pariser Platz 4.
(Ausstellungseröffnung: Montag, 2. Oktober, 20 Uhr)
Walter Benjamins Werk ist ein kühner Entwurf der Geschichte, der Kunst und des Denkens. Als Ganzes ein Archiv, setzt es sich aus zahllosen Archiven zusammen: Sie versammeln Bilder, Texte und Zeichen, die man sehen und begreifen kann, aber auch Erfahrungen, Ideen und Hoffnungen, die der Autor protokolliert und analysiert hat.
Mit dem Ethos eines Archivars hat Benjamin den Grund für die Rettung seiner Hinterlassenschaft gelegt. Archivarische Techniken prägten den Schreibprozeß, Benjamin übte sie mit Leidenschaft aus: Systematisieren, Reproduzieren, Siglieren, Exzerpieren und Übertragen.
Dreizehn Archive werden besichtigt: Manuskripte mit ausgefeiltem Layout; Schemata und Farbsignets zur Organisation des Wissens; Photographien einer hochherrschaftlich möblierten Wohnung, von Passagen und russischen Spielsachen; Bildpostkarten aus der Toskana und von den Balearen; sorgsam und eigenwillig geführte Register, Karteien und Verzeichnisse; Notizbücher, in denen jeder Quadratzentimeter genutzt wird; eine Sammlung früher Worte und Sätze des Sohnes; Rätsel und geheimnisvolle Sibyllen. Alles ist auf eine subtile Weise miteinander vernetzt. Walter Benjamins Archive sind höchst komplex und sehr persönlich, zuweilen irrational und abseitig, und sie führen doch in die Mitte seines Werkes. Sie zeichnen ein Porträt des Autors aus seinem Archiv.
Räume, Bestände und Arbeits-Vorhaben des in Kooperation mit der Hamburger Stiftung zur Förderung von Wissenschaft und Kultur eingerichteten Walter Benjamin Archivs wurden im Juni 2005 erstmals der Presse vorgestellt. Es befindet sich im Archivgebäude Luisenstraße 60 in Berlin-Mitte.
Die Rettung des Nachlasses des 1892 in Berlin geborenen jüdischen Philosophen, Kritikers und Schriftstellers, der sich auf der Flucht vor der Gestapo 1940 in den Pyrenäen das Leben nahm. ist eine der dramatischsten Archivgeschichten des 20. Jahrhunderts. Das Walter Benjamin Archiv setzt sich aus drei Nachlaßteilen zusammen: der Sammlung von Theodor W. Adorno aus Frankfurt, dem 1940 in Benjamins letzter Pariser Wohnung beschlagnahmten Nachlaßteil, der über die Sowjetunion nach Potsdam und danach zur Akademie der Künste nach Ostberlin gelangte, und Aufzeichnungen, die in der Bibliothèque Nationale in Paris versteckt waren.
Walter Benjamins Archive - Bilder, Texte und Zeichen
3. Oktober – 19. November 2006, Akademie der Künste, Pariser Platz 4, Archiv-Kabinett
Öffnungszeiten: dienstags – sonntags 11 – 20 Uhr
Im Rahmen des Benjamin-Festivals „NOW – Das Jetzt der Erkennbarkeit“, veranstaltet vom Zentrum für Literatur- und Kulturforschung, gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes und die Hamburger Stiftung zur Förderung von Wissenschaft und Kultur.
Hinweis:
Pressekonferenz zum Benjamin-Festival „NOW – Das Jetzt der Erkennbarkeit“:
Mittwoch, 11. Oktober 2006, 11 Uhr, Akademie der Künste, Pariser Platz 4