25.11.2010

Akademie der Künste protestiert gegen die Inhaftierung des Schriftstellers Doğan Akhanlı

Dem Schriftsteller und Menschenrechtler Doğan Akhanlı droht in der Türkei eine lebenslange Haft. Er wird beschuldigt, 1989 an einem Raubüberfall in Istanbul beteiligt gewesen zu sein. Ehemalige Zeugen haben nach seiner Verhaftung im August dieses Jahres bestätigt, dass Akhanli seinerzeit Aussagen unter Folter abgepresst worden waren. Bereits in den Jahren 1975 und 1985 wurde der damals linke Aktivist und Regierungskritiker bei Haftaufenthalten schwer gefoltert. Im Jahre 1991 gelang ihm die Flucht nach Deutschland. Als Schriftsteller im Exil schrieb er u.a. über Gewaltverbrechen des 20. Jahrhunderts in der Türkei. In Deutschland organisiert er als Menschenrechtler den Dialog von Bürgern unterschiedlicher Herkunft über die Folgen von staatlicher Willkür und Gewalt. Seine Forderung nach konsequenter Aufklärung des Mordes an dem Journalisten Hrant Dink hat offenbar die Feindschaft der Ultranationalisten besonders herausgefordert.
Ein Istanbuler Strafgericht wird am 8. Dezember den Prozess gegen Doğan Akhanlı eröffnen, der zu einem Familienbesuch nach Istanbul gereist war.
Die Akademie der Künste schließt sich dem immer massiver werdenden internationalen Protest gegen ein offensichtlich geplantes Gesinnungsverfahren an. Die Staatsanwaltschaft hat bereits lebenslängliche Haft für den seit zwanzig Jahren in Köln lebenden Schriftsteller beantragt.
Gemeinsam mit dem PEN, dem Verband deutscher Schriftsteller, mit europäischen Menschenrechtsorganisationen, Juristenvereinigungen und vielen Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens fordert die Akademie der Künste Freiheit und Gerechtigkeit für Doğan Akhanlı.

Klaus Staeck
Präsident der Akademie der Künste

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