11.11.2016
Archiv von Inge Deutschkron in der Akademie der Künste
Veranstaltung am 20. November
Die Akademie der Künste eröffnet am 20. November 2016 das Inge-Deutschkron-Archiv mit einer Veranstaltung am Pariser Platz. Im Rahmen der Archiveröffnung wird Inge Deutschkron in einem Gespräch mit dem ehemaligen Kulturstaatssekretär von Berlin, André Schmitz, vor allem über ihre Auseinandersetzung mit der deutschen Nachkriegsgesellschaft Auskunft geben. Zur Begrüßung spricht Akademie-Präsidentin Jeanine Meerapfel. Die Veranstaltung ist Teil des Akademie-Programms „Uncertain States“.
In Zeiten von deutschem Wiederaufbau und Wirtschaftswunder nach dem Zweiten Weltkrieg berichtete die Schriftstellerin und Journalistin Inge Deutschkron kompromisslos über ehemalige Nazis in Amt und Würden. Einen Schwerpunkt des insgesamt fast zehn Regalmeter umfassenden Archivs machen demzufolge auch ihre publizistischen Werke aus: kritische Artikel für internationale und deutsche Zeitungen, Rundfunkbeiträge, Vorträge, darüber hinaus Reiseberichte aus vielen Ländern der Welt. Ihre Eindrücke von den Frankfurter Auschwitz-Prozessen hielt Inge Deutschkron in neunundzwanzig Notizblöcken stenographisch fest, die ebenso überliefert sind wie der inhaltlich bedeutende Nachkriegs-Briefwechsel mit ihrer Familie. Gut dokumentiert sind Entstehung und Inszenierung der Theateradaption des autobiographischen Werkes Ich trug den gelben Stern, das unter dem Titel Ab heute heißt Du Sara seit 1989 auf den Spielplänen der Jugendtheater steht. Eine umfangreiche Fotosammlung belegt Deutschkrons gesellschaftliches Engagement, seien es die Treffen mit deutschen und ausländischen Politikern oder die Vortragstätigkeit an Schulen. Lebensdokumente, Unterlagen zur Rezeption, Theaterplakate und audiovisuelle Dokumente sowie Materialsammlungen zu den Themen Antisemitismus, Judenverfolgung, Holocaust und zur Zeitgeschichte ergänzen das Inge-Deutschkron-Archiv. Es steht der interessierten Öffentlichkeit nunmehr zur Verfügung.
Inge Deutschkron (geb. 1922) überlebte als Jüdin die Nazizeit illegal in Berlin mit Hilfe „stiller Helden“. 1946 zog sie mit der Mutter zum Vater nach London, dem 1939 die Flucht gelungen war. Nach Jahren in England und Reisen nach Indien, Birma und Nepal arbeitete Deutschkron ab 1956 als Journalistin in Deutschland, ab 1958 als Korrespondentin für die israelische Zeitung Maariv, in deren Auftrag sie auch am Auschwitz-Prozess teilnahm. Ihre anhaltende Enttäuschung über die deutsche Politik veranlasste sie dazu, 1972 nach Israel überzusiedeln. Seit 2001 lebt sie wieder in Berlin. Die nachhaltige Rezeption ihrer 1978 erschienenen Autobiographie Ich trug den gelben Stern stellt einen wichtigen Beitrag zur Erinnerungsliteratur der Holocaust-Überlebenden dar.
Veranstaltungsdaten
Archiveröffnung
Inge Deutschkron. Mein Leben nach dem Überleben
Sonntag, 20. November 2016, 11.30 Uhr, Eintritt 5/3 €
Akademie der Künste, Pariser Platz 4, 10117 Berlin
Kartenreservierungen Tel. 030 20057-1000 oder online über www.adk.de
Pressekarten unter Tel. 030 20057-1514 oder presse@adk.de
Im Rahmen von:
Uncertain States. Künstlerisches Handeln in Ausnahmezuständen
Ausstellung und Veranstaltungsprogramm der Akademie der Künste
15. Oktober 2016 – 15. Januar 2017, www.adk.de/uncertain-states
Gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes
Für Rückfragen
Maren Horn, Literaturarchiv, Tel. 030 20057-3278