3.5.2022
Gerhard Leo – ein Deutscher in der Résistance
Archiveröffnung, 10. Mai 2022, Pariser Platz
Am 10. Mai 2022 eröffnet die Akademie der Künste mit einer Veranstaltung am Pariser Platz das Archiv des Journalisten, Autors und Résistance-Kämpfers Gerhard Leo. In einem Gespräch mit dem Publizisten Lothar Müller geben die Historikerin Annette Leo und der Schriftsteller Maxim Leo Auskunft über den Lebensweg und die engagierte journalistische Arbeit des Vaters bzw. Großvaters. Ulrich Matthes liest aus dessen Erinnerungsbuch Frühzug nach Toulouse. Der Direktor des Archivs Werner Heegewaldt begrüßt und Gabriele Radecke stellt das Gerhard-Leo-Archiv vor.
Der aus einer assimilierten jüdischen Familie stammende Gerhard Leo (1923–2009) musste 1933 mit seinen Eltern aus Deutschland fliehen. Der Vater eröffnete in Paris die Buchhandlung LIFA (Librairie Franco-Allemande), die rasch zu einer wichtigen Adresse des literarischen Exils avancierte. Dort erlebte Gerhard Leo bereits als Kind und Jugendlicher Lesungen und Zusammenkünfte u. a. mit Egon Erwin Kisch, Heinrich Mann und Anna Seghers. Nach Kriegsausbruch wurde die Buchhandlung beschlagnahmt und die Familie zerstreut; Gerhard Leo kam in ein jüdisches Kinderheim. 1943 suchte der 19-jährige Leo Anschluss an die französische Résistance und kämpfte gegen die deutsche Besatzung. Nach Kriegsende kehrte er nach Deutschland zurück, zuerst nach Westdeutschland, dann 1952 in die DDR, wo er als Journalist und Buchautor bekannt wurde. Er arbeitete als Korrespondent bei der Nachrichtenagentur ADN und bei der Tageszeitung Neues Deutschland. Als Sonderkorrespondent nahm er 1961 am Eichmann-Prozess in Jerusalem teil und berichtete 1979 vom Sturz der Roten Khmer in Kambodscha.
Das Gerhard-Leo-Archiv enthält publizistische Texte aus 40 Jahren Arbeit für die Presse. Dazu gehören die Vorarbeiten für die 1988 zunächst auf Deutsch und 1997 auf Französisch erschienenen Erinnerungen Frühzug nach Toulouse, in denen Leo seine Erlebnisse im französischen Exil und in der Résistance schildert. Die überlieferte Korrespondenz besteht zum großen Teil aus Briefwechseln mit Weggefährten in der Résistance. Reichhaltig sind auch die Familienpapiere, die bis zu einem Brief von Alexander von Humboldt aus dem Jahr 1831 zurückreichen. Hervorzuheben sind dabei persönliche Dokumente zum Lebensweg von Gerhard Leos Vater, dem Rechtsanwalt und aktiven Nazi-Gegner Wilhelm Leo, sowie Briefe aus dem Gefängnis von Gerhard Leos Schwiegervater Dagobert Lubinski, einem Publizisten und führenden Mitglied der Kommunistischen Partei-Opposition (KPO), der wegen Hochverrats verurteilt und 1943 in Auschwitz ermordet wurde. Arbeitsmaterial, Fotos und Auszeichnungen, darunter die Ernennung zum Ritter der Ehrenlegion durch den ehemaligen französischen Staatspräsidenten Jacques Chirac, komplettieren dieses gewichtige Archiv.
Veranstaltungsdaten
Gerhard Leo – ein Deutscher in der Résistance
Archiveröffnung mit Annette Leo, Maxim Leo, Ulrich Matthes, Lothar Müller, Gabriele Radecke und Werner Heegewaldt
Dienstag, 10. Mai 2022, 19 Uhr
Akademie der Künste, Pariser Platz 4, 10117 Berlin
Eintritt 6/4 €, Kartenreservierung: 030 200 57-1000; ticket@adk.de
Online Tickets: www.adk.de/tickets
Pressekarten: Reservierungen unter presse@adk.de oder Tel. 030 200 57-1514
Für Rückfragen zum Gerhard-Leo-Archiv:
Dr. Gabriele Radecke, Leiterin des Literaturarchivs, Tel. +49 (0)30 200 57-32 00, radecke@adk.de bzw. literaturarchiv@adk.de