26.9.2023
Europäische Allianz der Akademien solidarisiert sich mit Kunst- und Kulturschaffenden in Polen
Bilanz der Gespräche in der Villa Decius, Krakau, 21.-22. September 2023
Kurz vor den Wahlen in Polen hat der polnische Allianzpartner Villa Decius die Europäische Allianz der Akademien vom 21.-22. September zu einer Studienreise nach Krakau eingeladen (vgl. Pressemeldung vom 18.9.). In Gesprächen mit prominenten Vertreter*innen unabhängiger Museen, Theater und Kulturhäuser wurde deutlich, wie die polnische Regierung die Renationalisierung von Kunst und Kultur vorantreibt und zunehmend künstlerische Entscheidungen beeinflusst.
Die Kulturschaffenden zeichneten ein Bild, das von politischem und finanziellem Druck geprägt ist. Die gezielte Streuung von Fehlinformationen über Kunstwerke, persönliche Anfeindungen und Beschuldigungen bis hin zu physischen Angriffen sind die Rahmenbedingungen, unter denen polnische Kunst- und Kulturschaffende zunehmend arbeiten.
Alexandra Xanthaki, UN-Sonderberichterstatterin für kulturelle Rechte, wies in ihrer Keynote im Rahmen des öffentlichen Runden Tisches „Rights and Freedom of Culture in Times of Political Change“ darauf hin, wie diese Methoden zu künstlerischer Selbstzensur führen können und dass das Recht auf künstlerische Freiheit eine staatliche Verpflichtung darstelle, die zur Not auch juristisch eingefordert werden müsse.
Aktuellstes Beispiel sind die persönlichen Anfeindungen des polnischen
Justizministers Zbigniew Ziobro gegen die polnische Filmemacherin Agnieszka Holland und deren Film Zielona Granica (Grüne Grenze), der bei den 80. Internationalen Filmfestspielen von Venedig mit dem Sonderpreis der Jury ausgezeichnet wurde.
Jeanine Meerapfel, Präsidentin der Akademie der Künste und Initiatorin der Europäischen Allianz der Akademien, kommentierte: „Agnieszka Holland mit den Propagandisten des Dritten Reiches zu vergleichen, ist ein Angriff auf die Würde einer hochgelobten Filmemacherin und Kollegin und ein Verstoß gegen das Recht auf künstlerische Freiheit". In einer offiziellen Erklärung (vgl. Pressemeldung vom 21.9.) solidarisierten sich die Mitglieder der Europäischen Allianz der Akademien mit Agnieszka Holland.