„You Want Kilims, But I Do Films“ Kunst und Kultur in der Türkei

Vortrag

Über die jüngste Niederschlagung der Meinungsfreiheit in der Türkei wurde viel geschrieben. Was oft übersehen wird, ist, wie Zensur funktioniert und wie sie sich verändert hat. Auf der Grundlage von Fallstudien, die seit mehr als einem Jahrzehnt gesammelt werden, erläutert Banu Karaca in ihrem Vortrag ausführlich die Zensurmodalitäten und die verschiedenen Akteure, die daran beteiligt sind. Sie skizziert außerdem, wie die Kunstfreiheit gesetzlich und diskursiv von der Politik und dem offiziellen Gedächtnisregime der Türkei eingeschränkt wird und untersucht künstlerische Strategien gegen die Zensur.

Banu Karaca ist Anthropologin, sie arbeitet an den Schnittstellen von politischer Anthropologie, Kunst und Ästhetik, Nationalismus und Kulturpolitik, Museen und Gedenkpraktiken. Derzeit ist sie Fellow von Europa im Nahen Osten – Der Nahe Osten in Europa (EUME) des Berliner Forum Transregionale Studien. Ihr Text „Decivilizing Art: Cultural Policy and Nationalism in Turkey and Germany“ untersucht die Verankerung der Kunstwelt in staatlicher Gewalt. In ihrer aktuellen Forschung stellt Banu Karaca die Praxis der Kunstgeschichtsschreibung vor dem Hintergrund der Enteignungspolitik im späten Osmanischen Reich und zu Beginn der Türkischen Republik in den Mittelpunkt. Ihre jüngsten Veröffentlichungen ergründen die Meinungsfreiheit in den Künsten, die Visualisierung von geschlechtsspezifischen Erinnerungen an Krieg und politische Gewalt und visuelle Lese- und Schreibkompetenz. Sie ist Mitbegründerin von Siyah Bant, einer Forschungsplattform, die die Zensur in den Künsten in der Türkei dokumentiert.

Die politischen und gesellschaftlichen Umbrüche in der Türkei haben die Arbeitsbedingungen für Kulturschaffende im Land maßgeblich verändert. In der neuen Veranstaltungsreihe der Akademie der Künste „You Want Kilims, But I Do Films“ geben KünstlerInnen, JournalistInnen und WissenschaftlerInnen Einblicke in ihre aktuelle Praxis und gehen der Frage nach, was eine freie Meinungsäußerung in der Türkei aktuell bedeutet.

Am 4.7. wird Aslı Özarslans Dokumentarfilm Dil Leyla gezeigt. Weitere Informationen dazu finden Sie hier.

In Kooperation mit taz.gazete.

Mit freundlicher Unterstützung der Gesellschaft der Freunde der Akademie der Künste.

Sonntag, 11.6.2017

19 Uhr

Pariser Platz

Plenarsaal

Vortrag: Banu Karaca

Begrüßung und Gespräch: Kathrin Röggla

In englischer Sprache

Eintritt frei

Bitte beachten Sie, dass der Zugang zum Pariser Platz anlässlich eines Staatsbesuches beschränkt ist: Nutzen Sie die Durchlassstelle an der Kreuzung Unter den Linden/Pariser Platz (Nordseite).