Akademie-Dialog: Adania Shibli und Eva Menasse
In Adania Shiblis Roman Eine Nebensache sind die Schicksale zweier palästinensischer Frauen miteinander verwoben: eines Beduinenmädchens, das 1949 von israelischen Soldaten vergewaltigt wird, und einer jungen Frau in der Gegenwart, die der Geschichte des Mädchens nachgeht. Eva Menasse liest Passagen aus Adania Shiblis Roman, bevor die beiden Schriftstellerinnen gemeinsam zentrale Themen des Werks diskutieren: die Grenzen des Erzählens, Gewalt und Auslöschung im Laufe der Zeit in Palästina und darüber hinaus. Shibli beschreibt eine palästinensische Erzählung – entstanden aus dem Erleben Palästinas in Fragmenten und Brüchen – als einen Akt der Dysfluenz und des „Stotterns“. Shiblis Romane zeichnen sich durch ihre Arbeit mit anti-narrativen Strukturen aus– Risse, die aus einem literarischen Narrativ entstehen, dessen Anfang und Ende in den sprachlichen Wirren jahrzehntelanger politischer Unterdrückung und militärischer Besatzung verschwimmen.